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Nawalnyjs Tod: Putin und der Pragmatismus des Mordens

Nawalnyjs Tod: Putin und der Pragmatismus des Mordens

Die Nachricht vom Tod Alexej Nawalnyjs war noch ganz neu, als Propagandisten des Kremls begannen, die Schuld des russischen Regimes mit einer Begründung infrage zu stellen, die sie schon früher nach politischen Morden in Russland und Anschlägen russischer Geheimdienste im Ausland genutzt haben: Dieser Todesfall liege gar nicht im Interesse Wladimir Putins.

Die Kehrseite dieser Argumentation ist offensichtlich: Für Putin ist Mord kein ethisches Problem, sondern eine Kosten-Nutzen-Frage. Der Machthaber selbst hat eine solche Haltung ­immer wieder durchblicken lassen.

Der Westen könnte vor schrecklichen Dilemmata stehen

Zuletzt im Interview mit dem amerikanischen Trump-Anhänger Tucker Carlson Anfang Februar: Darin lobte Putin den russischen Geheimdienstler Krassikow als „Patrioten“, der im Sommer 2019 am helllichten Tag im Berliner Tiergarten einen Tschetschenen erschossen hat.

Es war schon lange ein offenes Geheimnis, dass Putin Krassikow freibekommen will. Um ihn freizupressen, hat er in Russland mehrere amerikanische Staatsbürger als Geiseln nehmen lassen, darunter den Journalisten Evan Gershkovich, der seit einem Jahr unter fadenscheinigen Spionagevorwürfen in Russland in Haft ist. Aber die rechtlichen und politischen Hürden für die Freilassung eines auf frischer Tat ertappten Auftragskillers sind hoch. Offenbar wollte der Westen im Austausch für den Tiergartenmörder von Putin den maximalen Preis verlangen: die Freilassung Alexej Nawalnyjs.

Wenn stimmt, dass Nawalnyj kurz vor der Vereinbarung über einen ­Gefangenenaustausch getötet wurde, wie dessen Mitstreiter nun sagen, dann hat Putin den Westen wieder einmal vorgeführt. Er weiß nun, dass dieser im Prinzip offenbar sogar bereit ist, vom russischen Staat beauftragte Mörder freizulassen. Das könnte den Kreml dazu animieren, weitere Geiseln zu nehmen – und den Westen so vor schreckliche Dilemmata zu stellen. Und es könnte ihn ermutigen, in EU- und NATO-Staaten noch offensiver morden zu lassen, als er es ohnehin bereits tut.

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