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Messerattacke in Solingen: Mutmaßlicher Täter stellt sich der Polizei

Nach der Messerattacke auf der 650-Jahr-Feier der Stadt Solingen mit drei Toten und acht Verletzten hat die Polizei am späten Samstagabend einen Tatverdächtigen festgenommen. Wie ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums bestätigte, habe sich der Mann gestellt. „Spiegel“ und die Bild-Zeitung hatten zuvor berichtet, der Tatverdächtige habe sich einer Polizeistreife gestellt. Medienberichte, wonach es sich bei dem Mann um einen syrischen Staaatsbürger handelt, wollte eine Sprecherin der Polizei Düsseldorf, die den Einsatz leitet, auf Nachfrage weder bestätigen noch dementieren. Laut „Spiegel“ soll der 26-Jährige aus der srischen Stadt Deir al-Sor stammen und Ende 2022 nach Deutschland gekommen sein, wo er in Bielefeld einen Asylantrag gestellt haben soll. den Sicherheitsbehörden sei der Mann laut dem Bericht nicht als islamistischer Extremist bekannt gewesen sein.

Kurz zuvor hatte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) den ARD-„Tagesthemen“ gesagt, der Verdächtige, den man den ganzen Tag über gesucht habe, sei am Abend in Gewahrsam genommen worden. Dabei handele es sich um eine Person, die man „im höchsten Maße“ verdächtige. „Aber das muss jetzt natürlich alles noch geprüft werden“, so Reul weiter. Zudem habe man auch Beweisstücke sichergestellt.

Zuvor hatte die Terrororganisation „Islamischer Staat“ erklärt, für die Tat verantwortlich zu sein. Die Tat sei „als Rache für Muslime in Palästina und überall“ verübt worden, hieß es in einer Erklärung des IS im Kurznachrichtendienst Telegram. Einen Beleg dafür, dass der IS tatsächlich hinter dem Angriff steckt, wird nicht gegeben. Auch ein Beweis für einen Kontakt zwischen der Terrororganisation und dem Attentäter wird nicht geliefert.

Bei einem Polizeieinsatz in einer Solinger Flüchtlingsunterkunft hatte es am früheren Abend eine Festnahme gegeben. Der Einsatz sei ein Teil der Ermittlungen gewesen. „Aber das war nicht das, was wir gewollt haben“, so Reul.

Faeser: Lassen uns nicht spalten

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) betonte am Samstag bei einem Besuch in Solingen die Unterstützung der Bundesregierung für die Stadt und das Bundesland Nordrhein-Westfalen. „Wir lassen uns in solchen Zeiten nicht spalten, sondern stehen zusammen. Wir lassen es nicht zu, dass ein solch furchtbarer Anschlag die Gesellschaft spaltet“, sagte die Ministerin am Solinger Rathaus. „Wir als Bundesregierung tun alles, um hier vor Ort zu unterstützen.“

Bundesinnenministerin Nancy Faeser mit dem nordrhein-westfälischen Innenminister Herbert Reul (Mitte) und Ministerpräsident Hendrik Wüst
Bundesinnenministerin Nancy Faeser mit dem nordrhein-westfälischen Innenminister Herbert Reul (Mitte) und Ministerpräsident Hendrik Wüstdpa

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) bezeichnete den Messerangriff des noch flüchtigen Täters als einen „Anschlag, der unser Land ins Herz getroffen“ hat. „Das ist ein Akt des Terrors gegen die Sicherheit und Freiheit unseres Landes und auch gegen die Art, wie wir hier leben“, sagte Wüst. Gemeinsam zu feiern und zu lachen mit fremden Menschen sei „unsere Art zu leben hier in Nordrhein-Westfalen“, so Wüst. Aber das Land wanke nicht. „Wir werden uns nicht erschüttern lassen von Terror und Hass. Wir werden unsere Art zu leben, verteidigen.“

Festnahme eines Fünfzehnjährigen

Die Messerattacke in Solingen ereignete sich am Freitagabend. Der Angreifer habe gegen 21.40 Uhr mehrere Menschen gezielt mit einem Messer attackiert, teilte der Düsseldorfer Polizeiführer Thorsten Fleiß, der den Einsatz in der Nacht auf Samstag leitete, während einer Pressekonferenz am Samstagnachmittag in Wuppertal mit. Bei den Getöteten handele es sich um einen 67 Jahre alten Mann, einen 56 Jahre alten Mann und eine ebenfalls 56 Jahre alte Frau. Von den acht verletzten Personen seien vier lebensgefährlich verletzt worden, zwei schwer und zwei weitere leicht.

In den frühen Morgenstunden des Samstags habe es eine Festnahme eines Fünfzehnjährigen gegeben, berichtete Fleiß. Der Jugendliche wurde aufgrund des Jugendschutzes nicht näher beschrieben. Der leitende Oberstaatsanwalt Markus Caspers von der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf erklärte, dass dem festgenommenen Jugendlichen „lediglich die Nichtanzeige geplanter Straftaten zur Last gelegt“ werde. „Eine Person soll mit dem Jugendlichen über Absichten gesprochen haben, die zur Tat passen würden“.

Der Tatort der Bluttat war der Fronhof, ein Marktplatz in der Innenstadt von Solingen, wo eine Bühne für Livemusik stand. Aus Anlass des 650. Geburtstags der Stadt Solingen hatte am Freitag ein „Festival der Vielfalt“ begonnen. Es sollte bis Sonntag dauern, inzwischen hat die Stadt das Fest aber komplett beendet und die für das Wochenende geplanten Programmpunkte abgesagt. Auch die nahegelegenen Städte Hilden und Haan haben für dieses Wochenende geplante Feste kurzfristig abgesagt. Dabei spielte neben großer Betroffenheit und Trauer um die Opfer in Solingen auch die Sicherheitslage eine Rolle.

Der Solinger Bürgermeister Tim Kurzbach beschrieb die Stadt als tief getroffen und voller Trauer. „In dieser Trauer nicht alleine zu sein, ist aber ein gutes Zeichen.“ Am Samstagabend haben sich am Neumarkt hunderte Menschen zu einer Gedenkveranstaltung versammelt. 

In Neuss in der Nähe von Düsseldorf findet das geplante Schützenfest am Samstag statt, Hinweise auf eine erhöhte Bedrohungslage gebe es nicht. „Wir können uns nicht selbst einsperren, das wäre das falsche Signal, dann hätten die gewonnen, die versuchen Angst und Unsicherheit zu verbreiten“, sagte der dortige Landrat Hans-Jürgen Petrauschke. 

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