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Deutschland nach EM 2024: Wer beerbt Toni Kroos im DFB-Team?

Als İlkay Gündoğan am Freitag vor einer Woche ein letztes Mal vor der Kamera stand, wurde auch ihm diese Frage gestellt. Die Frage, die eigentlich eine Zumutung ist, weil man in so einem Moment das unmittelbare Erlebnis im Kopf hat, die Enttäuschung, die Leere auch nach einer intensiven Zeit. Aber sie gehört nun einmal zu den Ritualen nach einem beendeten Turnier. Und so sollte auch İlkay Gündoğan, 33 Jahre alt, sagen, ob es für ihn im Nationalteam weitergeht. „So kurz nach dem Spiel“, antwortete er, „kann ich das noch nicht sagen. Ich werde ein paar Tage brauchen, um mir meine Gedanken zu machen.“

Jetzt ist eine Woche vorbei, und von Gündoğan war noch nichts zu hören. Es wird nach Lage der Dinge in den nächsten Tagen nichts zu hören sein, vielleicht noch nicht einmal in den nächsten Wochen, es kann, so heißt es aus seinem Umfeld, August werden. Und die Tendenz? Unentschieden. Eine Fünfzig-fünfzig-Situation.

Es wird also spannend, ob İlkay Gündoğan, der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, ihr erfahrenster Feldspieler, am 2. September dabei sein wird, wenn sich das Team zur Vorbereitung auf die Nations-League-Spiele gegen Ungarn und in den Niederlanden trifft. Was man hundertprozentig sagen kann: dass davon sehr viel abhängen wird, in welcher Konstellation die Nationalmannschaft das Unternehmen WM-Titel angehen wird, das Bundestrainer Julian Nagelsmann am Tag des Ausscheidens ausgerufen hat.

Wem den Ball geben?

Er steht vor der Aufgabe, die Lücke zu füllen, die Toni Kroos hinterlassen hat, König Kroos, wie es während der EM oft hieß, auch wenn er ungekrönt blieb – und das nicht nur, was dessen Position angeht. Mit Kroos ist dem Bundestrainer der Bezugspunkt verloren gegangen, aus dem sich viele andere Positionen abgeleitet haben, und es ist ihm derjenige verloren gegangen, der dem ganzen Konstrukt Halt und Sicherheit gab. „Wenn’s ein Problem gibt, bin ich da“, hatte Kroos über seine Rolle gesagt: „Wenn es Zweifel gibt, was du mit dem Ball machst: Gib ihn mir! Dann ist alles gut.“

Wem sollen die Nationalspieler jetzt den Ball geben?

„Gib mir den Ball. Dann ist alles gut“: Toni Kroos hinterlässt große Fußstapfen.
„Gib mir den Ball. Dann ist alles gut“: Toni Kroos hinterlässt große Fußstapfen.dpa

İlkay Gündoğan könnte das sein, er würde das schon auch wollen. Die Frage ist nur, ob er auch glaubt, dass er das noch kann. Ende des Monats muss Gündoğan wieder beim FC Barcelona zum Training erscheinen, und es ist gewissermaßen ein Kollateralschaden des Ausscheidens im Viertelfinale, dass so der Urlaub kürzer ausfällt als beim Erreichen der nächsten Runden. Dann hätte er nicht an der Tour in die Vereinigten Staaten teilnehmen müssen, zu der der FC Barcelona am 28. Juli aufbricht.

Wartet Gündoğan auf ein Signal?

Fitness und Frische ist ein großes Thema für Gündoğan, im März und April fühlte er sich ausgelaugt wie noch nie. Die vielen Spiele hatten Spuren hinterlassen, und sein erster großer Erfolg des Sommers war es, rechtzeitig zur EM wieder in einer rundum belastbaren Verfassung zu sein. Mit dem Bundestrainer war vereinbart, dass er die Einsätze in der Vorbereitung dosiert. Gündoğan wird also sehr auf die Signale seines Körpers achten.

Vielleicht wird er aber auch noch auf etwas anderes achten. Auf ein Signal des Bundestrainers, wie der mit ihm plant. Als Nagelsmann am Samstag bei der Abschlusspressekonferenz darauf angesprochen wurde, zählte er einige Qualitäten Gündoğans auf und sagte: „Klar freue ich mich, wenn er weitermacht.“ Aber „im Lead“ sei der Spieler selbst.

Als es darum ging, wer Kroos ersetzen könnte, hatte Nagelsmann zuvor mit Blick auf die Spielweise die Namen Aleksandar Pavlović und Angelo Stiller genannt. Aber nicht den Namen Gündoğan. Das muss nichts heißen, aber es wird Gündoğan, der in diesem EM-Sommer eine große Freude empfunden hat, schon interessieren, wie die Mannschaft im Kern funktionieren soll und welche Rolle er dabei spielt.

Mit seinen Qualitäten wäre es ein naheliegender Gedanke, ihn wieder eine Reihe weiter hinten als bei der EM spielen zu lassen. Klar ist für ihn jedenfalls, dass er, egal in welcher Mannschaft er spielt, eine wichtige Rolle spielen möchte. Eine Thomas-Müller-Rolle wie bei dieser EM jedenfalls fällt nach allem, was man hört, nicht darunter.

Kimmich spielt sich frei

Eine wichtige Rolle will auch ein anderer spielen. Und das wird die nächste spannende Frage sein: Wo soll Joshua Kimmich, 29 Jahre alt, sie spielen?

Es ist Konsens, dass Kimmich unter den vielen deutschen Gewinnern der EM vielleicht sogar der größte ist. Er schenkte den Deutschen im Viertelfinale wieder Hoffnung, als diese schon verloren schien: mit seinem Kopfball, einer Handlung des Könnens und des Wollens, machte er Florian Wirtz’ Tor möglich, den aus deutscher Sicht emotionalen Höhepunkt des Turniers.

Anders als die Nationalmannschaft dieses Spiel konnte der Nationalspieler Kimmich das Narrativ drehen. Er, mit dem das Scheitern der vergangenen Jahre mehr als mit jedem anderen deutschen Spieler verknüpft worden ist, schaffte es, sich in diesem Sommer Partie für Partie freizuspielen. Doch es ist für die WM 2026 und für die Fragen, die sich auf dem Weg dorthin stellen, das entscheidende Detail, in welcher Rolle er das schaffte: in der des Rechtsverteidigers.

Es fehlt ein Spieler wie Palhinha

Als Julian Nagelsmann noch nicht Bundes-, sondern Bayerntrainer war, sah er in Joshua Kimmich die Königsfigur seiner Elf. Er stellte ihn damals immer in der Mitte auf. Dort, wo Kimmich, wenn er sich das aussuchen dürfte, weiterhin aufgestellt werden möchte.

Als der Trainer Thomas Tuchel in der vergangenen Saison sagte, dass seiner Mannschaft in München ein sogenannter Sechser fehle, konterte Kimmich damit, dass er ein Sechser sei. Und es ist mit Blick auf die Vergangenheit mindestens bemerkenswert, dass Nagelsmann in seinem Kurzreferat darüber, wer Kroos in Zukunft ersetzen könnte, neben dem Namen Gündoğan auch den Namen Kimmich nicht erwähnte.

Die weniger etablierte Alternative: Julian Nagelsmann kann sich offenbar auch Aleksandar Pavlović als Kroos-Nachfolger vorstellen.
Die weniger etablierte Alternative: Julian Nagelsmann kann sich offenbar auch Aleksandar Pavlović als Kroos-Nachfolger vorstellen.Picture Alliance

In den Büros des FC Bayern ist nicht erst in diesem Sommer die These diskutiert worden, dass Kimmich seiner Mannschaft in der Mitte nicht das Gleichgewicht geben kann, das sie braucht. Am Donnerstagmorgen veröffentlichte der Vereine eine Meldung, die dazu passt: dass er João Palhinha verpflichtet hat, den defensiven Mittelfeldspieler, den sich schon Tuchel so wünschte, weil er in dessen Körperlichkeit und defensiver Disziplin die Eigenschaften eines Sechsers sah, die Kimmich aus seiner Sicht fehlten.

Gemeinsam geht es nicht

Es gibt aber auch gute Gründe, warum man Kimmich im Mittelfeld aufstellen sollte. Dort kann er mit seiner größten Stärke, dem Passspiel, mehr auf das Spiel einwirken als als Außenverteidiger. Außerdem ist er von Natur ein Kümmerer: Auch Kimmich strahlt aus, dass die Kollegen ihm den Ball geben können. Und es ist plötzlich vorstellbar, dass Kimmich mit einem strukturschaffenden Spieler wie Palhinha an seiner Seite in der Mitte vielleicht sogar die beste Version seiner selbst sein kann.

Doch weil Julian Nagelsmann nicht mehr Bayern-, sondern Bundestrainer ist, bleibt sein Problem: Er hat einen Kimmich und vielleicht auch einen Gündoğan, aber keinen Palhinha, den er einem der beiden an die Seite stellen könnte. Was man mit Gewissheit sagen kann: dass die Hypothese, es könne mit Gündoğan und Kimmich gemeinsam gehen, als widerlegt gelten darf. Und so steht Nagelsmann womöglich vor der wegweisenden Entscheidung, ob er einen Gündoğan- oder einen Kimmich-Kern haben möchte – oder, weil Nagelsmann einiges zuzutrauen ist, einen, der auf einen anderen Namen hört.

So groß der Fortschritt war, den der Bundestrainer mit seiner Mannschaft zuletzt machte, so groß ist die Gefahr, dass er zumindest mit Blick auf die wohl wichtigste Entscheidung schnell wieder an dem Wegpunkt stehen könnte, an dem er schon im November stand. Wer spielt mit wem in der Mitte? Das ist die spannendste Frage. Für den Moment ist nur eines klar: dass dieses Mal kein Champions-League-Sieger aus Madrid kommen wird, der allen anderen den Weg weisen kann.

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