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EM 2024: Deutschland reicht Remis gegen die Schweiz zum Gruppensieg

Die deutschen Fußballnationalspieler schossen sich im Stadion in Frankfurt für das dritte Vorrundenspiel der Europameisterschaft noch ein, als es den ersten von ihnen erwischte. Es war Joshua Kimmich, der Rechtsverteidiger, der den Ball um 20.37 Uhr beim Warmmachen gerade in den Strafraum geflankt hatte und danach sofort auf den Boden gefallen war – und damit auf den Rasen, der dafür, dass er dann doch nur ein Rasen ist, schon am Tag vor dem Spiel ein großes Thema gewesen war.

„Sehr schmierig, sehr weich“, so hatte der Bundestrainer persönlich den Rasen in Frankfurt, der mitten in der Saison im Anschluss an das American-Football-Spiel dort ausgetauscht worden war, am Samstagabend in der Pressekonferenz beschrieben. Doch am späten Sonntagabend stand dann fest, dass Julian Nagelsmanns Mannschaft in dem Stadion fast auf ganz andere Art und Weise ausgerutscht wäre.

Füllkrug trifft zum Gruppensieg

In ihrem dritten EM-Spiel hat die deutsche Mannschaft die erste Niederlage erst durch ein Tor von Niclas Füllkrug in der Nachspielzeit abgewendet und durch das 1:1 gegen die Schweiz den Gruppensieg erobert. Damit spielt sie am kommenden Samstag in Dortmund (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-EM, bei ARD/ZDF und MagentaTV) gegen den Zweiten der Gruppe C (England, Dänemark, Slowenien oder Serbien). Und dennoch: Das Duell mit der Schweiz sollte eine willkommene Warnung dafür sein, was dieser deutschen Mannschaft passieren kann, wenn ein guter Gegner gut auf sie eingestellt ist.

Als sich Murat Yakin, der Nationaltrainer der Schweiz, in den vergangenen Tagen mit dem deutschen Team auseinandersetzte, startete er mit einem echten und einem vermeintlichen Vorteil. Er war einerseits der erste Trainer, der zwei Turnierspiele der Deutschen sezieren und analysieren durfte, das 5:1 gegen Schottland und das 2:0 gegen Ungarn. Ein echter Vorteil.

Er war andererseits auch der dritte Trainer, der mit großer Gewissheit davon ausgehen durfte, mit welcher Startsaufstellung die Deutschen antreten würden. Ein vermeintlicher Vorteil.

Nagelsmanns bewährte Elf

An seiner ersten Elf änderte Nagelsmann nichts. Der Bundestrainer setzte damit auch auf die, die mit Blick auf das Achtelfinale aufpassen mussten: also auf die Innenverteidiger Jonathan Tah und Antonio Rüdiger, auf den Außenverteidiger Maximilian Mittelstädt und auf den defensiven Mittelfeldspieler Robert Andrich.

Sie alle würden schon mit der nächsten Gelbe Karte für das nächste Spiel gesperrt sein. Und einen, Tah, erwischte es dann auch. Es gab aber einen Umstand, auf den sowohl Nagelsmann als auch Yakin mit ihren Entscheidungen eben keinen Einfluss hatten: den Rasen.

In den ersten Minuten des Spiels sah man, dass den Spielern auf dem Untergrund nicht die Tritt-, sondern eher die Ballsicherheit fehlte. Sogar Toni Kroos, und das will was heißen, misslang zuweilen die Annahme. Wenn wir schon bei ihm sind: Die Schweizer – das war eine der wesentlichen Erkenntnisse, die Murat Yakin den zwei Spielen der Deutschen entnommen haben dürfte – sprinteten stets mit einem Mann auf Kroos zu, sobald der am Ball war.

So schnitten sie den deutschen Angriff in der ersten Spielhälfte damit von dem Mann auf der Kommandobrücke ab. Dadurch waren seine wichtigsten Abnehmer İlkay Gündoğan, Jamal Musiala und Florian Wirtz völlig losgelöst – nur nicht auf die Art und Weise, wie sich das Publikum das wohl wünschte.

Andrichs Treffer zählt nicht

Weil die Deutschen den Weg durch die Mitte nicht fanden, suchten sie ihn über die Außenseite. Dort flankte Maximilian Mittelstädt den Ball in der 17. Minute flach in den Strafraum. Musiala streckte sein Bein, der Schweizer Michel Aebischer klärte, doch der Ball kam zu Andrich, der so schoss, wie er meistens schießt: mit Gewalt. Der Ball flutschte durch die Arme des Torhüters Yann Sommer.

Die Deutschen standen schon wieder zum Anpfiff bereit, als der Schiedsrichter sich die Szene der Seitenlinie selbst nochmal anschaute – und sah, was der VAR gesehen hatte: dass Musiala gegen Aebischers Beine getreten hatte. Die Entscheidung: Foul, kein Tor.

Es war dann Musiala, der den Ball 28. Minute verlor, die Schweizer schalteten um und hatten, als Kimmich mit seinem Schuh schon dazwischen war, den lucky bounce, das Ballglück. So passte Fabian Rieder den Ball in den Strafraum, wo die deutschen Innenverteidiger nicht handlungsschnell genug und damit einen Schritt zu spät waren: Rüdiger konnte den Querpass von Remo Freuler und Tah den Schuss von Dan Ndoye nicht verhindern. Der Ball flog unter die Latte. 1:0 für die Schweiz.

Der erste deutsche Rückstand. Und der wäre fast angewachsen, als Ndoye kurz danach Rüdiger überholte und den Ball knapp am Tor vorbeischoss.

In den wichtigsten Szenen der ersten Spielhälfte trafen die deutschen Innenverteidiger die falschen Entscheidungen. Und eine hatte für Tah weitere Folgen: Im Duell mit dem Stürmer Breel Embolo streckte Tah sein Fuß so hoch, dass der Schiedsrichter ihm wegen gefährlichen Spiels die Gelbe Karte zeigte. Somit stand fest, dass er im Achtelfinale fehlen wird.

In der 61. Minute wechselte Nagelsmann Tah, der davor Embolo gefoult hatte und dem die Gelb-Rote-Karte drohte, und Mittelstädt aus. Er ersetze sie durch Nico Schlotterbeck und David Raum, der nur zwei Minuten danach demonstrierte, warum Nagelsmann sich für ihn entschieden hatte: wegen seines Zugs zum Tor. Doch da schoss er aus mehr als 20 Metern. Drüber. Später würde er es besser machen.

In der 65. Minute brachte Nagelsmann dann einen neuen Stürmer: Es war aber nicht Niclas Füllkrug, sondern Maximilian Beier. Füllkrug folgte erst elf Minuten später zusammen mit Sané. Und als das Spiel schon verloren schien (ein zweites Tor der Schweiz durch Ruben Vargas war in der 84. Minute wegen Abseits aberkannt worden), flankte der eingewechselte Raum auf den eingewechselten Füllkrug, der den Ball mit einem perfekten Kopfball ins Tor wuchtete – und danach von seinen Mitspielern auf dem Rasen zu Fall gebracht wurde.

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