Er revolutionierte unser Verständnis von Wirtschaft und Computern
Daniel Kahneman ist ein Ausnahmeforscher in vielerlei Hinsicht gewesen. Er revolutionierte das allgemeine Verständnis des Wirtschaftens, er inspirierte Psychologen. Und er beeinflusste gerade in jüngerer Vergangenheit wesentlich die Diskussion um die Künstliche Intelligenz. Die Unterscheidung zwischen „schnellem Denken“ und „langsamem Denken“, die er einst prägte, nutzen Informatiker häufig, um die Denkleistung, die Computer vollbringen können, von derjenigen abzugrenzen, die sie nicht beherrschen. Doch dazu später mehr.
Wenn von Kahneman die Rede ist, dann geht es nicht um das große Geld, es geht um Größe in einer anderen Dimension. Um einen Mann, der als Kind vor den Nationalsozialisten floh, der versteckt in Südfrankreich überlebte und dort seinen Vater verlor. Um einen Außenseiter, der nach Israel auswandert, Freundschaften meidet und schon früh gedanklich weit ausgreifende Aufsätze verfasst. Zum Beispiel einen über das Bedürfnis nach Religion und Religiosität, den er mit einem Zitat von Blaise Pascal einleitet: „Das ist der Glaube: Gott dem Herzen fühlbar, nicht dem Verstand.“ Und dann kommentierend weiterschreibt: „Wie wahr! Kirchen und Orgeln sind künstliche Möglichkeiten, dieses Gefühl zu erzeugen.“