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Guterres: „Der Nahe Osten steht am Abgrund“

Guterres: „Der Nahe Osten steht am Abgrund“

UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat nach dem ersten direkten Angriff Irans auf Israel alle Seiten zu äußerster Zurückhaltung aufgerufen. Er verurteilte den iranischen Beschuss mit Drohnen und Raketen und warnte vor einer weiteren Eskalation. „Der Nahe Osten steht am Abgrund“, sagte Guterres am Sonntag bei der Sitzung des Sicherheitsrates, die nach dem Angriff einberufen worden war. „Die Menschen in der Region sind mit der realen Gefahr eines verheerenden umfassenden Konflikts konfrontiert. Jetzt ist es an der Zeit, die Lage zu entschärfen und zu deeskalieren.“ Er fügte hinzu: „Weder die Region noch die Welt können sich weiteren Krieg leisten.“

Iran hatte Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen Angriff auf sein Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus am 1. April angedroht. In der Nacht zu Sonntag feuerte die Islamische Republik mehr als 300 Drohnen und Raketen in Richtung Israel ab, die nach israelischen Angaben aber zu 99 Prozent abgefangen wurden.

Guterres erinnerte die Mitgliedsstaaten daran, dass die Charta der Vereinten Nationen (UN) die Anwendung von Gewalt gegen die territoriale Integrität oder politische Unabhängigkeit eines Staates verbiete.

USA wollen Iran zur Verantwortung ziehen

Der stellvertretende US-Botschafter bei den UN, Robert Wood, forderte den 15 Mitglieder zählenden Sicherheitsrat auf, den Angriff des Irans unmissverständlich zu verurteilen. Das Gremium habe die Pflicht, das Vorgehen des Irans nicht unbeantwortet zu lassen. „In den kommenden Tagen und in Absprache mit anderen Mitgliedsstaaten werden die Vereinigten Staaten zusätzliche Maßnahmen prüfen, um Iran hier bei den Vereinten Nationen zur Verantwortung zu ziehen“, sagte Wood. „Lassen Sie es mich klar sagen: Wenn Iran oder seine Stellvertreter Maßnahmen gegen die Vereinigten Staaten oder weitere Maßnahmen gegen Israel ergreifen, wird der Iran zur Verantwortung gezogen.“

Der iranische UN-Botschafter Amir Saeid Irawani sagte, das Vorgehen seines Landes sei notwendig und verhältnismäßig. Die Regierung in Teheran strebe weder eine Eskalation noch einen Krieg in der Region an. Der Iran habe auch nicht die Absicht, einen Konflikt mit den USA einzugehen. Sein Land bekräftige aber sein Recht auf Selbstverteidigung. „Wenn die USA militärische Einsätze gegen Iran, seine Bürger oder seine Sicherheit und Interessen einleiten, wird Iran von seinem unveräußerlichen Recht Gebrauch machen, angemessen zu reagieren“, sagte Irawani.

Israel wirft Iran Verstoß gegen Völkerrecht vor

Israels UN-Botschafter Gilad Erdan, der die Sitzung des Sicherheitsrates beantragt hatte, warf Iran Verstöße gegen das Völkerrecht vor. Er forderte den Sicherheitsrat auf, Iran zu verurteilen, die Sanktionen wieder einzuführen und die iranischen Revolutionsgarden als Terrororganisation einzustufen. „Die Schlummertaste ist keine Option mehr. Die einzige Möglichkeit ist, Iran zu verurteilen und alle notwendigen Mittel einzusetzen, um ihn für seine schrecklichen Verbrechen einen hohen Preis zahlen zu lassen.“

Iran hatte seine Drohung mit Vergeltung zwei Wochen nach dem Angriff auf sein Botschaftsgelände in Damaskus wahr gemacht, bei dem sieben Offiziere der mächtigen Revolutionsgarden getötet wurden. Unter den Toten sind auch zwei ranghohe Befehlshaber. Iran macht Israel für den Angriff verantwortlich. Israel hat weder bestätigt noch dementiert, den Angriff ausgeführt zu haben.

Bei dem iranischen Angriff wurde Behörden zufolge wurde ein siebenjähriges Mädchen schwer verletzt. Eine israelische Militäreinrichtung wurde nach Angaben der Armee leicht beschädigt.

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