Joe Biden und der Gipfel in Washington: Die Misere der NATO
Politisch betrachtet, steht der Vorgang sinnbildlich für den bedenklichen Zustand des Westens: Die Abschreckung der NATO und das Überleben der Ukraine hängen im wesentlichen von einem einzigen Mann ab, der gerade seine Wahlchancen selbst geschmälert hat. Dass jeder Zentimeter des NATO-Gebiets verteidigt werde, wie Biden jetzt wieder sagte, gilt ohne Einschränkungen nur für den Fall, dass das Weiße Haus demokratisch bleibt.
In Washington brachte Selenskyj die Lage auf die griffige Formel, dass nun alle auf den November warteten, auch Putin; am 5. November findet die Wahl in Amerika statt. Dass Europas Schicksal vom Ausgang einer US-Präsidentenwahl abhängt, ist die wahre Misere.
Nach der Krim-Annexion 2014 hatten die Europäer genug Zeit zum Aufrüsten. Jetzt ist es zu spät, und ein Drittel der NATO-Mitglieder erfüllt selbst heute noch nicht das Zweiprozentziel. Biden vertraut auf den Allmächtigen, sehr viel mehr bleibt den Europäern auch nicht mehr.