Kommentar zum Papst und der Ukraine: Die weiße Flagge über dem Vatikan
Papst Franziskus mit dem russisch-orthodxen Patriarchen Kirill im Februar 2016 auf Kuba
Bild: AP
Die Einlassungen des Papstes zum Ukrainekrieg sind kein Ausrutscher. Dass er politisch anschlussfähig bei Autokraten aus dem Osten ist, liegt auch an seiner Herkunft.
Für Franziskus ist die Sache gelaufen: Die Ukraine hat den Krieg verloren, soll kapitulieren und einen von Erdoğan vermittelten Diktatfrieden Putins akzeptieren. So und nicht anders hat es der Papst in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen am Wochenende gesagt. Daran ändern auch die Verrenkungen seines Sprechers nichts, der die Aufforderung zum Hissen der weißen Flagge als Aufruf zu „mutigen Verhandlungen“ umzudeuten versuchte.
Die jüngsten Einlassungen des Papstes zum Ukrainekrieg sind kein Ausrutscher. Vielmehr offenbaren sie Grundzüge der „Friedensdiplomatie“ von Franziskus seit dessen Papstwahl vor elf Jahren. Viel hält sich der Heilige Stuhl darauf zugute, über den ältesten professionellen diplomatischen Dienst der Welt zu verfügen. Doch was immer junge begabte Priester an der seit 1701 bestehenden päpstlichen Diplomatenakademie auch lernen mögen, es kommt auch und vor allem auf den höchsten Repräsentanten an. Wenn aber der Chef tut und sagt, was er will, gehen die Mühen der Mannschaft zuschanden. Immer wieder äußert sich der Papst in Interviews und Gesprächen, offenkundig ohne Berater zu konsultieren, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Das Staatssekretariat unter Kardinal Pietro Parolin kehrt hernach die Scherben auf.