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Nach Anschlag in Russland: Was bisher bekannt ist

Nach Anschlag in Russland: Was bisher bekannt ist

Nach einem der schwersten Terroranschläge der russischen Geschichte mit mehr als 130 Toten sind weiter viele Fragen nach Tätern, Hintermännern und Motiven offen. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) veröffentlichte am Samstag verpixelte Fotos der angeblichen Attentäter, nachdem sie bereits am Freitagabend den Angriff auf die Konzerthalle Crocus City Hall für sich reklamiert hatte.

Wen macht Putin für den Anschlag verantwortlich?

Russlands Präsident Wladimir Putin behauptete nach der Festnahme mehrerer Männer, diese seien auf der Flucht in Richtung Ukraine gewesen. „Sie haben versucht, sich zu verstecken und haben sich in Richtung Ukraine bewegt, wo für sie ein Fenster für einen Grenzübertritt vorbereitet worden war“, sagte Putin in einer Ansprache, die am Samstag im russischen Staatsfernsehen veröffentlicht wurde. Allerdings sprach Russlands Präsident auch von einem gemeinsamen Kampf mit anderen Staaten gegen einen „gemeinsamen Feind, den internationalen Terrorismus“ – das ist üblicherweise Putins Ausdruck für islamistischen Terror. Auch russische Propagandisten sparten nicht mit unbelegten Schuldzuweisungen an Kiew.

Was sagt Kiew?

Schon am Freitagabend teilte Mychailo Podoljak, der Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, bei Telegram mit, die Ukraine habe „absolut nichts“ mit dem Angriff zu tun. Die Ukraine habe niemals „terroristische Kriegsmethoden“ angewandt. Am Samstag ergänzte der ukrainische Militärgeheimdienst HUR, Putins Anschuldigung, dass vier Täter nach dem Verbrechen am Freitagabend von Russland aus die Grenze zur Ukraine hätten überqueren wollen, sei eine „absolut falsche und absurde Aussage“. HUR-Vertreter Andrij Jussow erklärte am Samstag laut ukrainischen Medien: „Dafür muss man kein Experte für Sicherheitsfragen sein.“ Die Grenze zu Russland sei vermint und werde mit allen Mitteln überwacht. Das Gebiet sei „voller feindlicher Truppen, Spezialagenten, Vertretern von Geheimdiensten und Sicherheitskräften.“ Jussow beschuldigte den Kreml zudem, die Tragödie in Moskau nutzen zu wollen, um Repressionen im eigenen Land weiter zu verschärfen.

Haben Islamisten den Anschlag verübt?

Schon am Freitagabend hatte die Terrormiliz IS den Anschlag für sich reklamiert. Nachdem im russischen Staatsfernsehen das entsprechende Bekennerschreiben als Fake bezeichnet worden war, veröffentlichte der IS-Propagandakanal Amak am Samstag ein Bild mit vier Personen, deren Gesichter unkenntlich gemacht worden waren. Die Kämpfer hätten bewaffnet mit Sturmgewehren, Pistolen und Bomben Russland einen „schweren Schlag“ versetzt, hieß es in der Mitteilung. Der Angriff habe „Tausenden Christen in einer Musikhalle“ gegolten.

Die russischen Ermittler haben sich dazu allerdings nicht geäußert. Nicht gesichert sind Berichte, dass es sich bei den mutmaßlichen Tätern um Staatsbürger der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik Tadschikistan handeln soll. Die in ihrem Fluchtauto gefundenen Pässe könnten gefälscht sein. Tadschikistan, das an Afghanistan grenzt, ist bekannt als ein Rückzugsort islamistischer Terroristen.

Menschen legen in Wladiwostok Blumen im Gedenken an die Getöteten nieder.

Menschen legen in Wladiwostok Blumen im Gedenken an die Getöteten nieder.
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Bild: dpa

Hätte Russland gewarnt sein müssen?

Die Geheimdienste der USA und anderer westlicher Länder hatten bereits Anfang März vor einem drohenden Anschlag gewarnt. Die US-Botschaft in Moskau schrieb am 7. März, sie verfolge Berichte, wonach Extremisten unmittelbar bevorstehende Pläne haben, große Versammlungen in Moskau anzugreifen, darunter auch Konzert. Sie forderte Landsleute auf, Menschenmengen zu vermeiden und sich auch sonst achtsam zu verhalten. Putin tat die Warnungen als westliche Provokation ab. Ziel solcher Warnungen des Westens sei es, die Lage in Russland zu destabilisieren, behauptete er Anfang der Woche bei einer Rede beim FSB.

In Russland ist es in der Vergangenheit immer wieder zu schweren Terroranschlägen gekommen. Im September 2004 endete ein Geiseldrama in einer Schule in Beslan (Nordossetien) mit 360 Toten. Tschetschenische Rebellen hatten außerdem im Oktober 2002 in einem Moskauer Musicaltheater mehr als 800 Geiseln genommen. Bei der Befreiungsaktion starben 129 Geiseln und rund 40 Terroristen. Im Herbst 1999 wurden bei mehreren tschetschenischen Bombenanschlägen auf Wohnhäuser in Dagestan mehr als 300 Menschen getötet.

Wie haben andere Staaten auf den Anschlag reagiert?

Der Anschlag nun auf die Crocus City Hall wurde international verurteilt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erklärten ihr Mitgefühl mit den Opfern. Scholz schrieb auf der Plattform X, „wir verurteilen den schrecklichen Terrorangriff auf unschuldige Konzertbesucher in Moskau. Unsere Gedanken sind mit den Angehörigen der Opfer und allen Verletzten“.

Für die Vereinigten Staaten kondolierte Außenminister Antony Blinken. „Wir verurteilen den Terrorismus in all seinen Formen und stehen in Solidarität mit dem russischen Volk, das den Verlust von Menschenleben durch dieses schreckliche Ereignis betrauert“, teilte Blinken mit. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb auf der Plattform X, Frankreich verurteile den Terroranschlag aufs Schärfste. Er bekundete seine Solidarität „mit den Familien der Opfer, den Verletzten und dem russischen Volk“. Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk hat ebenfalls sein Mitgefühl ausgesprochen. „Wir hoffen, dass diese furchtbare Tragödie niemandem als Vorwand für eine Eskalation von Gewalt und Aggression dienen wird“, teilte Tusk mit.

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